Am Ende des 19. Jahrhunderts gründete man viele Fabriken. Deshalb wuchs die Bevölkerung in dieser Region. 1873 wurde Kõbánya der zehnte Bezirk von Budapest. 1904 bekam Kõbánya ein eigenes Gymnasium, aber das befand sich nicht im zehnten Bezirk, sondern in einem entfernten Teil davon. Das neue Institut trug den Namen „Staatliches Hauptgymnasium”. Viele berühmte Persönlichkeiten unterrichteten da (zum Beispiel: Kunfalvy Rezsõ, Bernáth János, Fógel József, Schöner Ferenc), die neben ihrer Arbeit in der Schule auch wissenschaftliche Arbeit leisteten.
1914 wurden die ersten Abiturprüfungen abgehalten. Inzwischen hatte die Schule so viele Schüler, dass die Arbeit in dem alten Gebäude unmöglich wurde. Im heutigen von Ödön Lechner entworfenen Gebäude begann der Unterricht im Jahre 1915. 1915-1916 wird der Fluss des Unterrichts durch die Geschehnisse des ersten Weltkriegs abgebrochen, die Blütezeit des Gymnasiums war zu Ende: Lehrermangel, undisziplinierte Schüler, Verbreitung des revolutionären Gedanken, politische Tätigkeit der Schüler und der Lehrer.
1921 nahm das Gymnasium den Namen László der Heilige (Szent László = Sankt Ladislaus) auf. Die Zerstörung des Gebäudes während des Krieges, das politische Wirrwarr und die schweren Arbeitsbedingungen benachteiligten die Arbeit in der Schule wesentlich. Bis zum Anfang der ’30er Jahre wurde die Ordnung wieder hergestellt. In der Schule unterrichtete man wieder auf hohem Niveau. Man versuchte durch die gründliche und effiziente pädagogische Arbeit mit einem minderen Lehrstoffumfang die Qualität des Unterrichts herzurichten. Als oberstes Prinzip galt die Erziehung der Schüler. Diese Arbeit hatte ihren Erfolg. Bei den Landeswettbewerben hatten zwei Schüler einen Preis geholt. In der Schule konnte man Fußball, Basketball spielen, sogar Schiessen betreiben. Alle Schüler lernten neben dem Latein Deutsch, Französisch oder Italienisch als Fremdsprachen. Diese Ruhezeit dauerte bis 1939. In diesem Jahr mussten die Schüler des Gymnasiums Hilfe im Luftschutz und bei der Erste Hilfe leisten. Im Schuljahr 1943/44 fehlten viele Lehrer wegen ihres Kriegsdienstes, es gab lange Kohlenpausen, in denen das Gebäude nicht entsprechend geheizt werden konnte. 1944 wurde das Schuljahr durch den Krieg unterbrochen. Das Schulgebäude wurde zuerst von deutschen Soldaten belagert. Später richteten sowjetische Soldaten eine Auto- und Motorenwerkstatt im Erdgeschoss ein. Lehrer und Schüler wurden einberufen, der Krieg verlangte viele Opfer. Andere flohen aufs Land oder ins Ausland. Auch das Gebäude trug schwere Schäden: mehrere Schüsse trafen die Schule, alle Fenster waren zerbrochen, die Lehrmittelsammlungen größtenteils zerstört.
1945/46 nahm man den Unterricht wieder auf. Der Direktor der Schule nahm neben die alten Lehrkräfte Lehrer auf, die in der Nähe wohnten und wegen Schwierigkeiten im Verkehr nicht auf ihren alten Arbeitsplatz zurückkehrten. Alle Schüler aus der Umgebung wurden aufgenommen und eingeschrieben. Zum ersten Mal durften Schülerinnen die Schule besuchen und die erste Lehrerin kam auf die Schule. Das abgebrochene Schuljahr von 1944 wurde beendet, man hielt die Abiturprüfungen ab.
Neubau und Demokratisierung
Im nächsten Schuljahr begannen die Schüler in selbst organisierten Gruppen die Renovierungs- und Neubauarbeiten. Die Schule bekam neben dem Staat von verschiedenen Fabriken finanzielle Hilfe. Die erste Schülervertretung „Schülerstadt” wurde ins Leben gerufen, sie hielt die Arbeit der Klassengemeinschaften zusammen. Bereits in diesem Jahr wurden verschiedene Schulprogramme organisiert: Konzerte, ein Schulball, Weihnachtsfest, eine Eisbahn zum Schlittschuhlaufen auf dem Schulhof, Kontaktaufnahme mit Schülern im Ausland etc.
Ab dem Schuljahr 1946/47 wurde das Gymnasium eine Bildungsstelle mit Vierjähriger Bildung. Die Erwachsenenbildung wurde auch eingeführt. Die Eltern gründeten den Elternbeirat der Schule. Hier finden wir die Anfänge der naturwissenschaftlichen Sektion der Schule. Dr. Nándor Lange errichtete zusammen mit seinen Schülern ein Laboratorium und einen Vorbereitungsraum aus einer Abstellkammer und einem ungenutztem Teil des Flures. Er hielt einen Fachzirkel für interessierte Schüler, wo sogar operiert und obduziert wurde. Viele Schüler hatten Erfolg auf landesweiten Wettbewerben und begannen hier ihre wissenschaftliche Laufbahn.
Auch auf anderen Gebieten gab es ein buntes Schulleben: legendäre Theateraufführungen von István Bodócs und seinen Schülern, erfolgreiche Fußballmannschaften trainierte in der Schule, die Basketballmannschaft gewann die Landesmeisterschaften der Mittelschulen in Ungarn.
Rückfall und Erfolg
Die Geschichte der Schule war und ist immer an die Geschichte des Landes Ungarn gebunden. Die verschiedenen Epochen und politischen Veränderungen hinterließen ihre Spuren im Schulleben. Man kann jedoch sagen, dass der Unterricht in dem Gymnasium ununterbrochen weiterging und sein hohes Niveau beibehielt. Die Schüler erzielten gute Ergebnisse und Erfolge auf landesweiten Wettbewerben in mehreren Fächern und auch in Sport und Musik. Die Arbeit der Lehrer wird sowohl vom Bezirk Kõbánya, als auch von der Hauptstadt anerkannt.
Im Laufe der Jahre wurde die Struktur des Unterrichts umgestaltet. Neben den Klassen mit allgemeiner Bildung wurden die Klassen mit erweitertem Unterricht immer beliebter und gesuchter. Diese Klassen hatten in ihrem Spezialfach erhöhte Stundenzahl und wurden von den besten Lehrkräften unterrichtet. Zuerst gab es Spezialklassen für verschiedene Fremdsprachen: ab 1958 für Russisch, dann für Deutsch, Englisch, Französisch. 1962 kommt die Spezialklasse für Italienisch und Spanisch dazu. 1965 gründete man die Spezialklassen Biologie-Chemie, 1967 für Mathematik-Physik.
Der Unterricht von Fremdsprachen erlebte seine Blütezeit. In Ungarn wurden in unserer Schule die meisten Fremdsprachen unterrichtet: Russisch, Englisch, Deutsch, Italienisch, Französisch, Spanisch, Polnisch, Latein, Portugiesisch und Esperanto. Das große Interesse an Fremdsprachen und fremden Kulturen ermöglichte, dass die Schule 1967 als vierzehnte in die Reihe der UNESCO assoziierten Schulen aufgenommen wurde. Damals hatte diese Mitgliedschaft erhebliche Vorteile, viele Möglichkeiten in Bezug auf den Kontakt mit Sprachen und mit fremden Ländern. Die Schüler des Gymnasiums nahmen an verschiedenen Veranstaltungen der UNESCO teil, die in Ungarn bestehenden Schwierigkeiten von Aufnahme und Pflege mit ausländischen Schulen und Schülern wurden dadurch vereinfacht. Unser Gymnasium empfing ausländische Delegationen, untern anderen auch Aldo Moro, den damaligen Außenminister von Italien. Er hatte ein Jahr später unsere Schüler in Rom empfangen.
Die Schule unterhielt Austauschprogramme mit Italien, mit der Sowjetunion, mit Polen, Deutschland, mit der Schweiz, der Slowakei und mit Finnland.
1974 fing ein besonderes Programm an. Verschiedene Gymnasien mit Spezialklassen in Sport beschließen einen Wettkampf zu veranstalten. Drei deutsche, drei österreichische, eine italienische Schule und unser Gymnasium kämpfen auch seitdem jedes Jahr in einer anderen Stadt in den Disziplinen Leichtathletik, Fußball, Volleyball und Schwimmen um den Titel der besten Schulsportmannschaft.
1969 wurde das Schulgebäude renoviert. Die Unterrichtsräume, das Laboratorium, die Vorbereitungsräume und die Sporthalle wurden erneuert. Die Schule bekam ein modernes Zentralheizsystem. Ein Fremdsprachen-Laboratorium wurde errichtet. Jede Fremdsprache bekam einen eigenen Raum. Der Schulhof wurde neu hergerichtet. Im zweiten Stock bekam die Schulbibliothek ihren Platz. Der Festsaal wurde mit der finanziellen Unterstützung der Schüler (100.000 Ft) eingerichtet und 1972 übergeben.
1969 bekam die Schule von den Wasserwerken von Süd-Transdanubien ein Grundstück in Balatonmáriafürdõ, am Ufer des Plattensee. Durch die Arbeit von Lehrern, Eltern und Schülern wurde mit Hilfe von verschiedenen Firmen (ohne jedoch das Schulbudget zu belasten) ein Sommerlager erbaut. Das Lager wurde 1978 der Schule weggenommen. Aus dem Schadenersatz konnte die Schule am anderen Ufer des Sees in Balatonszepezd ein anderes Grundstück kaufen. In diesem Lager nehmen jeden Sommer 4-500 Schüler an verschiedenen Veranstaltungen teil.
1977 wurde der Verein der ehemaligen Schüler des Gymnasium gegründet. Die Abiturienten aus dem Jahr 1952 fangen ihre Tätigkeit unter der Führung von Pál Rockenbauer an. Sie halfen der Leitung der Schule auf vielen Gebieten des Schullebens und initiieren verschiedene Projekte. Innerhalb des Vereins gründeten die Abiturienten des Jahres 1939 die Stiftung „Verein für das Gymnasium Sankt Ladislaus’.
Zu dieser Zeit, am Ende der ‘70er Jahren fing die Tradition des Kindertages an. Die Lehrer bedanken sich bei den Schülern für die Anerkennung am Pädagogentag im Rahmen eines Programms. Im Rahmen dieses Programms werden von Lehrern verschiedene musikalische oder literarische Produktionen aufgeführt.
Farkas István